Das innovative App-Modell von SharePoint 2013–kurz vorgestellt
Wie jedes Portalsystem bietet auch SharePoint umfangreiche Möglichkeiten zur Programmierung von individuellen Erweiterungen. Als neuartiges Konzept dafür hat Microsoft mit SharePoint 2013 die SharePoint-Apps eingeführt. Der Begriff wurde allerdings etwas missverständlich gewählt, denn im Unterschied zu herkömmlichen mobilen Apps für Smartphones und Tablets handelt es sich bei SharePoint-Apps nicht um nativen Code, sondern um Webanwendungen.
Von Ellen Paulus*
SharePoint 2013 entwickelt sich gerade zum Standard in den Unternehmen, daher ist die App-Thematik aktueller denn je. Bereits aus den früheren SharePoint-Versionen entwickelten sich mehrere etablierte Erweiterungsmodelle wie beispielsweise die “Solutions”. Der wichtigste Unterschied des neuen App-Modell zu den Vorgängern ist, dass es deutlich mehr Freiheiten für Entwicklung und Betrieb eröffnet. So hat es sich etwa im alten Modell als problematisch erwiesen, den Code direkt auf dem SharePoint-Server zu installieren. Denn diese Form der tiefen Einbettung ins System bringt auch Konsequenzen für Wartung und Betrieb einer SharePoint-Umgebung. Insbesondere bei Upgrades und Migrationen besteht die Gefahr, dass die Anwendungen nicht mehr fehlerfrei laufen. Demgegenüber werden SharePoint 2013-Apps außerhalb des Systems gehostet, was hinsichtlich Stabilität und Skalierbarkeit deutliche Vorteile bietet.
Mehr Tool-Flexibilität mit Apps
Als einer der zentralen Vorzüge von SharePoint-Apps gilt die Flexibilität bei den Entwicklungs-Tools. Hier erweisen sich die bisherigen Modelle noch als sehr restriktiv. So muss dabei auf dem Entwicklungs-PC neben der Entwicklungsumgebung Visual Studio auch noch die jeweilige SharePoint-Server-Instanz eingerichtet sein. Zudem müssen alle Entwickler über eine einheitliche SharePoint-Umgebung verfügten, sämtliche Änderungen an einer Umgebung müssen auf allen SharePoint-Installationen nachvollzogen werden. Der Aufwand mit einer lokalen Installation ist aus dem Grund erforderlich, weil die SharePoint-Funktionalität nur in Verbindung mit Bibliotheken ausgeführt werden kann.
Schluss mit lokalen Entwickler-Installationen
Dank des App-Konzepts kann ab SharePoint 2013 auf solche lokalen SharePoint-Installationen verzichtet werden. Über die Entwicklungsumgebung wird auf einem externen SharePoint Server gearbeitet, alle beteiligten Entwickler haben vollständigen Zugang zum aktuellen Entwicklungscode. In der neuen Version benötigen Apps auch keine Bibliotheken mehr zur Ausführung der Funktionalitäten, denn sie kommunizieren über die REST-Schnittstelle (REST = Representational State Transfer) mit dem Server. Für SharePoint 2013 wurde diese Schnittstelle deutlich erweitert und bietet jetzt Zugriff auf die gesamte Bandbreite der SharePoint-Funktionalitäten.
Design-Freiheiten als neue Herausforderung
Diese Neuerungen sorgen für mehr Stabilität in der SharePoint-Umgebung. Allerdings stehen Entwickler hier auch vor einigen neuartigen Herausforderungen. Eine davon ist das gewohnt einheitliche Erscheinungsbild eines SharePoint Portals. Mit den Apps eröffnen sich Dank Plattformunabhängigkeit neue Designmöglichkeiten, was zur Folge hat, dass ein bislang harmonisches Erscheinungsbild durch vielfältige Designelemente gestört wird. Um solche Inkonsistenzen zu vermeiden, empfiehlt es sich, zur Entwicklung von Apps in SharePoint zentrale Designelemente und einheitliche Bedienkonzepte festzulegen.
Microsoft stellt für die Vermarktung derartiger Apps einen eigen Store bereit, der der Grundidee des Windows Store oder Apple Store folgt. Anwender können die dort veröffentlichten SharePoint Apps herunterladen und unmittelbar auf ihrer SharePoint-Seite installieren.
*Autorin: Dr. Ellen Paulus, Vertrieb und Marketing, INOSOFT AG