Verglichen mit ihrem großen Medienecho bewegen sich die Marktanteile alternativer Office-Suiten nach wie vor in niedrigen Regionen. So liest man zwar in Blogs und Fachmagazinen viel über Google Docs, Open Office, Libre Office und Co., in den Unternehmen aber dominiert scheinbar ungebrochen Microsoft Office. Forrester-Analyst Phil Karcher hat dieses Phänomen nun im Rahmen einer aktuellen Umfrage näher untersucht und ist zu interessanten Ergebnissen gekommen:
Karcher schreibt in seinem Blogbeitrag zur Studie, dass immerhin ein Drittel von 150 befragten IT-Entscheidern aktiv nach Alternativen zu Microsoft Office suche oder entsprechende Pilotprojekte durchführe. Woran aber liegt es, dass der tatsächliche Marktanteil der inzwischen zahlreichen Konkurrenzprodukte immer noch so niedrig ist? Karcher hat dafür drei Erklärungen parat:
– Web-basierende Alternativen ziehen das größte Interesse auf sich. Und das bedeutet gleichzeitig: Viele probieren, aber nur wenige kaufen (44 Prozent sind “somewhat interested” in Web-Based-Tools). Nur drei Prozent haben dann aber tatsächlich Web-basierenden Office-Applikationen implementiert. Als Haupthindernis wurden Anwender-Akzeptanz und mögliche Kompatibilitätsprobleme mit Microsoft-Office-Formaten genannt.
– Alternativen sind nur für kleine Anwenderbereiche ein echter Ersatz: Jeder der Befragten, der ein Alternativprodukt ausgerollt hat, unterstützt trotzdem noch irgendeine Version der Microsoft-Suite. Damit bestätigt sich die Annahme, wonach Office-Alternativen nur in ganz speziellen fachlichen Nutzerszenarien als vollwertiger Ersatz genutzt werden. Sogar die Anbieter dieser Produkte geben an, dass sie Microsoft am Desktop nicht komplett ersetzten wollen oder können.
– Aber: Office-Alternativen dienen als Hebel für Upgrade-Entscheidungen: Worin also liegt die tatsächliche Wirkung der Office-Alternativen, fragt Karcher. Seine Erklärung: Die IT-Entscheider nutzen das vielfältigere Angebotsspektrum am Markt, um Office-Upgrades hinauszuzögern, und sie betrachten die Evaluierung als Teil des Sourcing-Prozesses. Auch stärkt die wachsende Konkurrenz die Ausgangsposition der Anwender bei Upgrade-Verhandlungen.
Karchers Fazit: “Die Bedeutung von Office-Konkurrenzprodukten im Markt wird erst steigen, wenn die Anbieter die Lücken bei der Kompatibilität und Funktionalität schließen. Eine weitere Wachstumsoption wäre, wenn im Zuge der Kostenreduktion anstelle einer generischen Suite Nutzergruppen-spezifische Tools eingesetzt werden.”
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