Gartner spekuliert: Soll Microsoft den Sharepoint Server killen?

GartnerSeit Monaten gibt es Diskussionen über Microsofts unklare Strategie in Sachen Sharepoint Server versus Sharepoint Online. Im September goss der Gartner-Analyst Jeffrey Mann ordentlich Öl ins Feuer, indem er auf dem Gartner Symposium die Frage aufwarf: “Should Microsoft kill Sharepoint?” Am 10. Oktober schob Gartner ein Interview mit Mann nach, in dem er teilweise zurückruderte, aber einige interessante Überlegungen über die Zukunftschancen von Sharepoint Server anstellte. Unter anderem geht er von einem Auseinanderdriften der Server- und der Online-Produktlinie aus. Außerdem rät er Anwendern, schon jetzt für die Welt nach Sharepoint Server zu planen.

Manns Überlegungen basieren auf einigen Annahmen, die nicht ganz unumstritten sein dürften. Zunächst stellt er fest, dass Sharepoint je nach Bewertung in 28 bis 70 Prozent aller Unternehmen weltweit über die gesamte Belegschaft hinweg einsetzt wird. Doch die Benutzerakzeptanz sei gering, kaum ein Anwender mag mit Sharepoint arbeiten. Außerdem sei Sharepoint inzwischen zu komplex, und die Implementierungs- und Administrationsaufwände zu hoch. Damit Microsoft nicht den Anschluss gegenüber agileren Cloud-Anbietern verliert, müsse das Unternehmen gezwungenermaßen Sharepoint komplett in die Cloud verlagern und das traditionelle Serverprodukt “killen”. (Zitate aus Memeburn-Artikel)

Microsofts Problem mit der Kundenakzeptanz

Im Interview vom 10. Oktober klingt Mann dann deutlich differenzierter. Er schildert zunächst das Dilemma, in dem sich Microsoft befindet:

Kunden verweigern sich der Cloud: Der logische Entwicklungsweg von Sharepoint weist in die Cloud, aber viele Kunden können oder wollen nicht umsteigen. Das bestätigen im übrigen auch die von mir kürzlich zitierte AIIM-Studie sowie die Sharepoint360-Umfrage aus der vorletzten Woche.

Anwender versus IT: Sowohl Benutzer wie Administratoren wünschen sich laufend Verbesserungen und neue Funktionen, aber gleichzeitig ist der Aufwand für Änderungen – insbesondere bei Versionswechseln – vielen Organisationen zu hoch.

Sharepoint Server und Sharepoint Online driften auseinander

Auf die entscheidende Frage, ob Microsoft Sharepoint killen sollte, antwortete er mit einem klaren “Nein”. Er rechnet damit, dass sowohl die Server- wie die Online-Variante noch für einige Zeit weiterentwickelt würden. Allerdings prognostiziert er, dass aufgrund von Microsofts starkem Cloud-Engagement die beiden Produkte auseinanderdriften werden – also nicht mehr als “Sharepoint-Zwillinge” wahrnehmbar sein werden. Den Grund dafür sieht er in der fortschreitenden Integration von Sharepoint Online mit Yammer, Lync Online und Exchange Online zu einer ganzheitlichen Online-Suite.

Microsoft soll Kunden bei der Sharepoint-Planung helfen

Sein Rat an Unternehmen ist, dass zunächst kein Grund zu Panik bestehe, weil Sharepoint 2013 mindestens bis 2018 die Plattform der Wahl sei. Aber gleichzeitig rät er auch dazu, für eine Nach-Sharepoint-Welt zu planen. Er geht davon aus, dass Microsoft zwar nicht von der Produktlinie weggehen werde, aber das Auseinanderdriften unausweichlich sei. Deshalb sieht er Microsoft in der Plicht, die Kunden bei den entsprechenden Planungen zu unterstützen.

wm@sharepoin

2 Comments

  1. Offiziell gibt es keine Stellungnahme dazu. Macht MS grundsätzlich nicht bei Gerüchten und Spekulationen. Ich habe aber den Eindruck, dass sie gerade merken, dass sie dieses Thema sehr ernst nehmen und noch klarer Stellung beziehen müssen. Es geht um die „Schicksalsfrage“ von Sharepoint… 🙂

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