Inspire 2023: Microsoft stellt sein KI-durchwobenes Portfolio vor – und setzt Partner unter Druck
Ende Juli fand die diesjährige Microsoft Partnerkonferenz Inspire statt. Wenig überraschend bildete Künstliche Intelligenz (KI) die Klammer in der Eröffnungsrede von CEO Satya Nadella. Von Azure bis Teams – ohne KI-Funktionalitäten wird es zukünftig wohl keine Microsoft-Anwendung mehr geben. Gleichzeitig wurden erneut verschärfte Anforderungen für Partner formuliert.
Auffällig war das Bemühen von Nadella, Microsoft in ein positives Licht zu setzen und die Angst zu nehmen, ein eh schon mächtiges Unternehmen wird noch mächtiger. „Microsoft loves Open Source“ und die Betonung, dass teilweise die neue Funktionalität in den Abopreisen bereits enthalten ist, war nicht nur einmal zu vernehmen.
Vor dem Hintergrund der kartellrechtlichen Untersuchungen beispielsweise des Bundeskartellamts zu einer überragenden marktübergreifenden Bedeutung für den Wettbewerb, sind solche Ansätze nachvollziehbar. Und der ein oder andere Anwender erinnert sich noch an die Preiserhöhungen um 11 Prozent ab April 2023 für Cloud-Dienste – umso wichtiger ist das Sammeln von Sympathiepunkten.
Bing Chat als KI für den Arbeitsplatz
Mit Bing Chat Enterprise stellt Microsoft Unternehmen einen AI-gestützten Chat für die Arbeit zur Verfügung, bei dem der kommerzielle Datenschutz gewährleistet sein soll: Ein- und Ausgaben von Daten sind zu jeder Zeit vor fremden Einblicken geschützt, verspricht Microsoft. Bing Chat Enterprise wird seit 18. Juli als Preview für Unternehmen mit einer Lizenz für Microsoft 365 in der E5-, E3-, Business-Premium- oder Business-Standard-Variante ohne zusätzliche Kosten angeboten. In Zukunft ist es als eigenständiges Abonnement für fünf US-Dollar pro Nutzer und Monat erhältlich.
M365 Copilot wird kostenpflichtige Office-Erweiterung
Deutlich teurer wird der Microsoft 365 Copilot, der auf Dokumente, E-Mails, Kalendereinträge, Chats, Meetings und Kontakte zurückgreift und diese mit dem Arbeitskontext der Mitarbeiter kombiniert, um – so lautet das Versprechen – umfassendere, relevantere und besser umsetzbare Antworten auf typische Business-Fragen zu liefern. Microsoft 365 Copilot ist unter anderem in die Apps Word, Excel, PowerPoint, Outlook und Teams integriert und kostet monatlich 30 Dollar pro Nutzer zusätzlich zu den Microsoft 365 E3, -E5, -Business Standard und -Business Premium Abos.
Speziell für Vertriebsmitarbeiter erweitert Microsoft den Sales Copilot in Dynamics 365 Sales. Dazu gehören AI-generierte Übersichten über Geschäftsmöglichkeiten sowie kontextbezogene Entwürfe für E-Mails und die Vorbereitung von Meetings. Die neuen Funktionen ergänzen die bereits in Microsoft Sales Copilot verfügbaren AI-Funktionen, darunter die Anruf- und E-Mail-Zusammenfassungen von Teams, die im Juni 2022 unter dem Namen Microsoft Viva Sales auf den Markt kamen.
Process-Mining bringt Analyse in Power Automate
Um Produktivitätshindernisse in Arbeitsabläufen zu erkennen und zu beseitigen, bietet Microsoft ab sofort AI-Funktionen auch in Power Automate Process Mining an, die mit der Inspire allgemein verfügbar sind. Über intelligentes Process Mining erhalten Kunden AI-gestützte Erkenntnisse und Optionen zur Automatisierung mit Low-Code-Anwendungen, die zur Optimierung bestehender Prozesse beitragen können.
Ansprüche an Partner steigen, AI kommt als Programm dazu
Microsoft macht es seinen Partnern nicht leicht. Nicht nur sind die Anforderungen zur Erreichung der Partnerstati Silber und Gold an die Erreichung von Neukunden-, Weiterbildungs-, Rekrutierungs- und Umsatzzielen geknüpft, sondern es wurden im letzten Fiskaljahr neue Qualifikationen eingeführt und alte beendet.
Dieses Jahr kommt das Microsoft AI Cloud Partner Program neu hinzu. Das Microsoft AI Cloud Partner Program deckt den gesamten Lebenszyklus der Partnerbeziehung ab, einschließlich Onboarding, Skilling, Go-to-Market, Incentives und Co-Selling. Partner erhalten laut Microsoft die Vorteile des bisherigen Programms sowie Zugang zu den neuen Angeboten rund um AI. Mit der Inspire werden alle gegenwärtigen Partner direkt in das neue Programm integriert und behalten ihre bestehenden Vorteile und Vergünstigungen.
Die neuen Qualifikationen und das Produktfeuerwerk rund um AI bedeutet aber auch, dass sich Partner immer wieder neuen Themen widmen müssen und gleichzeitig auch die bestehenden Neuerungen und Requalifizierungen des immer umfangreichen Microsoft-Portfolios abdecken müssen, um erfolgreich zu sein. Microsoft setzt konsequent den Weg der Anhebung der Partneranforderungen fort – sowohl was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Partnerstatus angeht, als auch die Portfoliobeherrschung.
Kleinere Partner müssen Kooperationen suchen
Kleinere Partner werden zunehmend den Zusammenschluss suchen müssen innerhalb des Partnerkanals. Sei es in Form von Kooperationen, gegenseitigen Beteiligungen oder Übernahmen. Selbst für Partner, die sich in der Vergangenheit beispielsweise auf ERP-Implementierungen konzentriert haben und dort eine relevante Größe erreicht haben, kommen um Themen wie AI, Power Platform und Teams nicht mehr herum.
Entweder müssen solche kleineren Partner selbst Kompetenz aufbauen in den Bereichen oder sich Partner suchen. Denn Microsoft platziert das gesamte Microsoft-Plattform-Programm und das Zusammenspiel der verschiedenen Bereiche ist das überzeugendste Verkaufsargument, nicht die Exzellenz der Einzellösung.