Konferenzbericht ESPC22: Beim Neustart in Kopenhagen schüttet Microsoft sein Knowhow-Füllhorn aus
Letzte Woche fand nach zwei Jahren Pause wieder eines der großen Events der Microsoft 365-Community statt, die European SharePoint und Microsoft 365 Conference in Kopenhagen, kurz ESPC22. Mit hochrangigen Microsoft-Gastreferenten aus Redmond, einem dichten Fachprogramm und professioneller Organisation adressierten die Veranstalter alle Zielgruppen vom Techie bis zum IT-Entscheider. Hier unser Bericht dazu:
Die Erfolgsgeschichte der früheren European SharePoint Conference begann 2011 in Berlin mit 500 Teilnehmern. Nach zuletzt zwei Jahren Zwangspause nahm sie in der dänischen Hauptstadt sofort wieder volle Fahrt auf, mit 1.800 Teilnehmer, darunter hörbar viele aus dem deutschsprachigen Raum.
Aus Redmond flog auch dieses Mal wieder ein großes Team an Produktverantwortlichen ein, angeführt vom Microsoft 365-Chef Jeff Teper (Bild oben beim Eröffnungsvortrag). Das zeigt einerseits den Stellenwert, den Microsoft diesem Event beimisst, und sichert andererseits den Teilnehmern ein hohes Niveau an Informationen aus erster Hand. Des Weiteren war die Sprecherliste gefüllt mit ausgewählten MVPs aus aller Welt. Die Zahl der Neuankündigungen war beachtlich, und auch für strategisch orientierte Führungskräfte bis hinauf zum CIO hörenswert. Mein erstes Fazit an dieser Stelle lautet daher:
Wer nicht auf der ESPC22 dabei war, hat einiges nachzuholen, um zum aktuellen Wissenstand bei Microsoft 365 aufzuschließen.
Am Workshop-Tag standen sechs inhaltlich prall gefüllten Bootcamps zur Auswahl. Meine Wahl fiel auf das Thema Sicherheit, und die Fülle an Informationen hat mich fast erschlagen. Mir war nach diesem Tag klar, dass Microsoft hier deutlich mehr zu bieten hat, als man in einem Jahr in einem Unternehmen umsetzen kann. Hierbei ist anzumerken, dass Sicherheitslösungen vor der Implementierung meist mit den Business-Verantwortlichen besprochen werden müssen.
Das Sicherheitsportfolio von Microsoft wird oft unterschätzt
Eine eingehende Beschäftigung mit dem Microsoft- Sicherheitsportfolio lohnt sich allerdings, weil die Lizenzverträge ein enormes Potenzial für Lösungen bieten, das oft aus Unwissenheit ungenutzt bleibt. Stattdessen werden dann Drittanbieterprodukte eingesetzt, die sicherlich qualitativ nicht schlechter sein müssen, aber eben nicht so eng integriert sind.
Und eins ist auch klar: Sicherheit umfasst in den Unternehmen heute weit mehr als Defender, Backup oder USB-Stick-Verbot. Selbst wenn es unterschiedliche Philosophien und geteilte Meinungen über IT-Sicherheit und den Umgang damit gibt: Firmen, die das Sicherheitspaket von Microsoft konsequent und umfassend nutzen, standen meines Wissens bisher noch nicht auf der Liste der Ransomware-Opfer.
Top-Themen SharePoint, Teams und Governance
Kernthemen der Konferenz waren SharePoint, Teams und natürlich die Synergieeffekte der beiden Bereiche, die immer deutlicher zutage treten. So nutzt Teams bei der Zusammenarbeit das Potential von SharePoint zum Speichern der Informationen und ermöglicht somit den Zugriff auch über die Fachbereichs- oder Unternehmensgrenzen hinaus.
Ein weiteres wichtiges Stichwort war Governance. Allein hierzu war mehr als ein halbes Dutzend Vorträge in der Agenda zu finden. Die Problemstellungen in diesem Zusammenhang sind klar: Wo es keine Regeln gibt, kümmern sich Mitarbeiter natürlich nicht darum, wie lange welche Dokumente und Informationen mit welchem Sicherheitsniveau wo gespeichert werden. Aus meiner Sicht sollte sich jeder Verantwortliche dringend mit Governance beschäftigen, denn:
In Microsoft Teams lauern unzählige Compliance-Fallen. Spätestens in einigen Jahren dürfte das ein gefundenes Fressen für Wirtschafts- und Steuerprüfer sein.
Nicht unerwähnt sollte die begleitende Fachausstellung der ESPC22 bleiben. Wie üblich buhlen hier die Sponsoren um die Aufmerksamkeit der Teilnehmer, wobei der Nutzen nicht zu kurz kam. Viele vorgestellte Produkte stellen sinnvolle Ergänzungen zur Microsoft-Plattform dar, und bei Anbietern wie denen für Migrationslösungen dürften die Auftragsbücher voll sein.
In der Themensetzung der Aussteller zeigt sich eine positive Entwicklung, dass man inzwischen auch im Microsoft-Umfeld der Anwendungsprozesses mehr Gewicht hat als die reine Technik. Leider ist das bei vielen Microsoft-Kunden noch nicht angekommen, auch heute beschränken sich EDV-Abteilungen noch auf das Ausrollen technischer Lösungen.
Dabei ist längst bekannt, dass sich weder Excel noch Outlook sich von selber einführen, und schon gar nicht Teams oder SharePoint, geschweige denn Viva. Alle Veränderungen rund um die Microsoft-Plattform müssen erklärt und mit dem Business abgestimmt werden. Es sollte inzwischen jedem klar sein, dass Microsoft Lösungen dieselbe Beachtung erfordern wie Geschäftsprozesse im SAP-System.
Fazit: Wer seine IT-Investments verstehen will, sollte solche Konferenzen besuchen
Der Besuch der ESPC ist inzwischen ein Muss für alle, die das Potential ihrer Microsoft-Lizenzen ausnutzen wollen, speziell wenn es um E3- oder E5-Pläne geht.
Lob verdient an dieser Stelle auch die Organisation, die für ein nutzbringendes Konferenzerlebnis nicht unwesentlich ist. Man fühlte sich in Kopenhagen bestens aufgehoben, beginnend bei der Registrierung. Sehr angenehm machte sich auch die Pünktlichkeit bei den Vorträgen bemerkbar. Und auch die Event-App war überraschend hilfreich in allen Belangen von Planung bis Interaktion.
Als nächste Station wird der ESPC-Tross Ende 2023 Amsterdam ansteuern. Entscheidern und auch Geschäftsführern produzierender Unternehmen kann ich diese Veranstaltung guten Gewissens ans Herz legen. Nach vier Tagen mit zahlreichen ergiebigen Vorträgen aus erster Hand lernt man besser verstehen, wofür man sein Geld in der IT ausgibt.
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