Microsoft enthüllt Windows 8 auf ARM: Kastrierter Windows Desktop und Office 15

Windows 8 StartbildschirmAlle bisher bekannten Fakten rund um Windows 8 und dessen anvisiertem Hardware- und Softwareökosystem ließen auf ein komplexes Plattformgebilde schließen, dem allerdings noch tragende Bauteile fehlten. Zuletzt stand die Frage im Zentrum, ob auch auf Tablets mit dem neuen ARM-basierenden Windows der klassische Desktop verfügbar sein wird – nicht zuletzt wegen  der damit verbundenen Kompatibilität zum Flaggschiff-Produkt Office. Gestern war nun der Tag der Enthüllung, an dem Windows-Chef Steven Sinofsky die noch fehlenden Karten auf den Tisch legte. In einem langen Blogbeitrag erklärte er die Grundlagen von Windows 8 für ARM und bestätigte,  dass es tatsächlich neben der Metro-Oberfläche auch einen klassischen Desktop für ARM geben werde. Die Highlights fassten die Redmonder in einem Video zusammen – inklusive einiger spannender Details zum parallel in Entwicklung befindlichen Office 15.

Sinofsky sagte, dass Windows on ARM (WOA) ein neues Mitglied in der Familie sei, das aufgrund der Prozessorarchitektur ganz neue Gerätekategorien ermögliche. Aus Benutzersicht soll WOA weitgehend identisch mit der x84/64-Variante sein – inklusive dem nun tatsächlich enthaltenen Desktop. Diese Entscheidung ist vor allem deshalb überraschend, weil ARM-Rechner über eine geringere Rechenleistung verfügen und daher als zu schwachbrüstig für den mit historischem Schnittstellenballast überfrachteten Desktop gelten. Netbook-User oder Besitzer von Atom-Tablets können ein Lied davon singen, wie Windows mit steigender Nutzungsdauer in den Kriechgang übergeht.

Weg mit alten Windows-Zöpfen

Microsoft kennt dieses Dilemma natürlich schon länger, löst es nun aber endlich mit einem überraschend radikalen Schnitt: Man befreit den WOA-Unterbau einfach von allem DLL-, Registry- und anderem rechen- und IO-intensiven Ballast. Mit dieser Radikalkur geht natürlich auch die klassische Windows-Kompatibilität verloren, doch das hat Microsoft bewusst einkalkuliert. Man geht nun sogar soweit und schließt Drittanbieter-Anwendungen für den ARM-Desktop kategorisch aus. Einzige Ausnahme bildet hier das kommende Office-15, das auf dem Desktop läuft, wie auch im Video (unten) zu sehen ist. Die Marschrichtung für Tablets lautet deshalb klar, dass es nur eine eingeschränkte Desktop-Kompatibilität geben wird, und somit die Zukunft ganz klar in Richtung Metro-Kacheloberfläche geht.

Office 15 mit Pseudo-Metro-GUI

Windows 8 ARM - Office 15 WordMicrosoft geht damit einen interessanten Kompromiss ein. Einerseits entgeht man der Notwendigkeit, auf die Schnelle ein separates Tablet-Office für Metro zu entwickeln. Um andererseits den Bruch zwischen der Metro-Bedienphilosophie und dem alten, kleinteiligen Desktop möglichst zu kaschieren, wird das kommende Office 15 eine am Metro-Design orientierte Oberfläche erhalten.

Sinofsky erklärt die in Summe recht radikalen Schritte damit, dass man beim Design von Windows on ARM keine Kompromisse eingehen wollte. Oberste Priorität haben das Benutzererlebnis sowie eine möglichst lange Akkulaufzeiten – und die sind nun mal nur über das neue leichtgewichtige Metro sowie einem entsprechend “kastrierten” Windows zu erreichen.

Betaversion am 29. Februar verfügbar

Zu den weiteren Details der neuen Plattform zählt, dass Metro-Apps uneingeschränkt auf beiden Windows-Varianten laufen. WOA-Benutzer werden ihre Anwendungen, Updates aber auch Treiber komplett über den Windows-Store erhalten. Zum Fertigstellungstermin von Windows 8 für ARM gibt es derzeit noch keine konkreten Angaben, es soll aber zeitgleich mit Windows 8 x86/64 erschienen.

Inzwischen gibt es auch den konkreten Termin für die Veröffentlichung der nächsten Testversion, die auf die aktuelle Developer Preview folgen wird. Am 29. Februar soll die als “Windows Consumer Preview” bezeichnete Beta von Windows 8 x86/64 zum Download bereitstehen.

Microsoft-Video: Windows-on-Arm mit Office 15

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