New Work – wie schaut die neue Arbeitswelt aus und was bringt sie uns ?

Der Begriff New Work kursiert schon seit einiger Zeit im Kontext von Themen wie digitale Transformation, digital Workplace und kollaboratives Arbeiten. Auch in Office 365-Projekten spielt New Work oft eine Rolle, indem es Leitlinien für eine arbeitsorganisatorische Umgestaltung im Rahmen des Projekts liefert. Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat New Work 2019 folgendermaßen definiert: New Work ist „eine erwerbsorientierte Arbeit mit einer Arbeitsweise, die durch ein hohes Maß an Virtualisierung von Arbeitsmitteln, Vernetzung von Personen, Flexibilisierung von Arbeitsorten, -zeiten und -inhalten gekennzeichnet ist.“

Was bedeutet das nun konkret, und wie kann die Neugestaltung der bisherigen Arbeitswelt ablaufen? Als Treiber kann man zunächst einmal die großen Fortschritte bei der Digitalisierung ausmachen, die sich auch auf unsere Arbeitswelt auswirken. So lassen sich heute viele Jobs automatisierten, gleichzeitig entstehen auch viele neue Aufgabenfelder, für die es noch keine oder nicht ausreichende Mitarbeiter gibt. Und auch der strukturelle Wandel der Gesellschaft bringt neue Arbeitsweisen mit sich. So unterliegen persönliche Werte etwa einem Wandel, Arbeit ist für viele heute nicht mehr nur dazu da, um für den Lebensunterhalt zu sorgen. Gefragt sind immer stärker sinnvolle Tätigkeiten, die sich möglichst gut in das eigene Leben integrieren lassen.

Flexibilisierung, Co-Working, mobiles Arbeiten

Ein wichtiger Punkt ist zunächst die Flexibilisierung von Ort, Struktur und Zeit. Möglich wird das mit Co-Working-Büros und verschiedenen Formen des mobilen Arbeiten, ob aus dem Home-Office oder von anderswo. Strukturell gibt es alternative Formen wie externes Crowdsourcing, also die Auslagerung bestimmter Projekte oder Aufgaben, und damit auch des Risikos, nach außen.

Welche positiven Effekte diese neuen Arbeitsformen bringen, zeigen einige Studien des Fraunhofer Institutes. Zu den oft genannten Vorteilen bei Studienteilnehmer zählen eine deutliche Steigerung der Work-Life-Balance, Motivation und das persönliche Wohlbefinden. Auch eine leichte Steigerung der Arbeitsleistung ließ sich feststellen.

Gesteigertes Wohlbefinden, mehr Produktivität

Zudem wirkt sich New Work auch positiv auf die Gesundheit aus. Und zwar weniger auf die körperliche als auf die psychische Gesundheit. Studienteilnehmer waren deutlich weniger erschöpft und müde. Hier lässt sich also ein Zusammenhang zwischen produktivem Arbeiten, eigenem Wohlbefinden und einer moderneren Arbeitsweise erkennen.

Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, verbessert laut Studie die Produktivität. Das liegt vor allem an weniger Störungen im Vergleich zu Unternehmensumgebungen. Die selbe Produktivität lässt sich in einer Büroumgebung nur unter bestimmten Kriterien erreichen. Dazu gehören es vor allem passende Möblierung, genügend Rückzugsorte und Pausenräume, frische Luft und genügend Abstand zu anderen Mitarbeitern. Falls Unternehmen diese Kriterien nicht oder nur schwer erfüllen können, sollten sie im eigenen Interesse überlegen, Home-Office-Möglichkeiten einzurichten.

Persönliche Nähe oder virtuelle Meetings?

Schwieriger wird es hingegen, wenn es um Projekt- und Teamarbeit geht, weil hierbei ist ein persönlicher Austausch erforderlich ist. Zwar stehen heute viele Formen von Online-Teamarbeit und virtuellen Konferenzen zur Verfügung, dennoch zeigt sich immer wieder, dass die persönliche Nähe zu Kollegen und Projektpartnern die Kreativität fördert und nicht zu vergleichen ist mit virtuellen Besprechungen.

Was bedeutet New Work für Führungskräfte? Hier zeichnen sich ab, dass Managern zukünftig vor allem mehr koordinierende Aufgaben übernehmen müssen. Zu den künftigen Herausforderungen wie flexible Arbeitszeitmodelle und räumliche Ungebundenheit kommen auch noch jene der agilen Arbeitsmethoden. Darunter versteht man Arbeitsmethoden, die schneller zu besseren Lösungen und neuen Ideen führen sollen. In diesen Bereich gehören auch Design Thinking und Scrum.

Experiment Escape Room: Eingesperrt produktiver arbeiten?

Bei den agilen Methoden geht es hauptsächlich um das Erarbeiten von Ideen und Lösungen in einem Team auf spielerische Art und Weise. Wichtig ist hierbei auch das Visualisieren der Ideen, der Austausch mit Kollegen und die Weiterentwicklung eigener Einfälle durch externen Input. Das ganze muss nicht in den eigenen Büroräumen abgehalten werden, sondern kann auch extern als Event stattfinden.

Das zeigt folgendes Beispiel aus der Praxis: In einem studentischen Projekt testete man das Escape Room-Konzept, um die positive Wirkung von Spielen auf die Arbeitsweise zu untersuchen. Die Probanden, Mitarbeiter einer Agentur, konnten den Raum erst dann verlassen, nachdem sie ein Konzept für eine neue Marketingstrategie entwickelt hatten.  Dabei erzielten sie auf spielerische Art und Weise ein Ergebnis, für das sie ansonsten eine über vierstündige Power-Point-Präsentation plus anschließender Besprechung benötigt hätten. Die Ausarbeitung lief dabei entspannter ab, sie hatten bessere Einfälle und erlebten das Ganze nicht so streng als Arbeit.

Zukunft mit spielerischen Arbeitsmodellen

Sollen wir also in Zukunft alle in einen Raum eingesperrt und erst dann wieder herausgelassen werden, wenn wir den gewünschten Output produziert haben? Vermutlich nicht, doch es ist zu erwarten, dass neue, spielerische Arbeitsmethoden Einzug halten werden.

Zu guter Letzt spielt natürlich auch die Digitalisierung in der zukünftigen Arbeitswelt eine immer größere Rolle. Schließlich hat sie stark dazu beigetragen, Arbeit flexibler zu machen. Virtuelle Konferenzen über räumliche Distanzen hinweg, einfachere Koordinierung von Terminen, Übernahme von Routinetätigkeiten und so fort, all das erweist sich bisher als vorteilhaft. Unternehmen können damit die Qualität steigern und profitieren von effizienteren Arbeitsweisen.

Die Mischung machts

Trotzdem sollten die Mischung stimmen, denn schließlich sollten uns die digitalen Helfer und Tools nicht den persönlichen Kontakt zu unseren Mitmenschen rauben. Genauso wenig wollen wir und von ihnen diktieren lassen, wann wir Pausen zu machen haben und wie wir diese am sinnvollsten Nutzen.

Dass eine neue Welt des Arbeitens, eine New Work, kommt, steht wohl außer Frage. Sie wird sich durch weitere Digitalisierung, mehr Raum und Flexibilität für die Arbeitnehmer und neue Arbeitsmethoden auszeichnen. Auch dürften Orte, an denen ein gemeinsames Arbeiten an Projekten in angenehmer Atmosphäre möglich ist, weiterhin zunehmen. Wie das alles genau umgesetzt wird, hängt zum einen von den Unternehmen und deren Führungskräften ab. Zum anderen aber auch von uns selbst. Denn schließlich bestimmen wie immer Angebot und Nachfrage den Markt. Wenn also vermehrt nach „New Work“ nachgefragt wird, dürften auch entsprechende Angebote zunehmen.