Power-Plattform als Unternehmensstrategie: Die vier Erfolgsfaktoren für Low-Code-Apps
Der Anspruch der Unternehmen an ihre IT-Organisationen ist größer als je zuvor. Innovationen sollen den Wettbewerbsvorteil steigern, digitale Tools eine höhere operative Exzellenz ermöglichen, und das alles schnell und in großem Maßstab. Aber selbst innovative, agile IT-Organisationen können nicht jedes einzelne Geschäftsproblem im Unternehmen schnell lösen. Hier kommen Low-Code-Tools wie die Microsoft Power Platform ins Spiel. Sie überbrücken die Lücke zwischen Standardprodukten und selbstprogrammierten Lösungen.
Autor: Frank Naujoks*
Mit der Power Platform können Mitarbeiter aus dem gesamten Unternehmen schnell digitale Lösungen für alltägliche Probleme erstellen.
Mit der Power Platform können Mitarbeiter aus dem gesamten Unternehmen schnell digitale Lösungen für alltägliche Probleme erstellen, oft auch ohne Programmiererfahrung. Mitarbeiter, die unmittelbar mit Geschäftsproblemen zu tun haben, bekommen damit Möglichkeiten an die Hand, wie etwa das Modernisieren älterer Anwendungen, das Beheben von fehlerhaften Prozessen, oder das Automatisieren manueller Workflows.
Aufgrund der engen Integration mit Office- und ERP-Anwendungen wie Dynamics 365 eröffnen sichn einfache Möglichkeiten, um Daten durch die Organisation zu den Personen fließen zu lassen, und zwar sicher und Compliance-gemäß.
Fachabteilungsentwickler können mit der Power Platform Apps erstellen, Daten sammeln, Chatbots starten und Prozesse automatisieren. Allerdings stellt sich dabei auch die Fragen, wie Unternehmen sicher stellen, dass all diese neuen Apps auch Mehrwerte schaffen, und nicht nur mehr IT-Komplexität?
Power Platform braucht auch Regeln
Theoretisch ermöglichen es Low-Code-Plattformen, das Geschäft zu beschleunigen und die IT-Arbeitslast zu reduzieren. In der Praxis erfordert es jedoch Fachkenntnisse und eine adaptive Governance, um die Low-Code-Dynamik in einen wiederholbaren Vorteil zu verwandeln, der das Unternehmen voran bringt. Dabei muss auch vermieden werden, dass über nicht mehr gewartete Tools, vergessene Zombie-Apps und doppelte Software die Kosten und Datenschutzrisiken steigen.
Mangelnde Governance und unkontrollierte Programmentwicklungen bringen einerseits Compliance- und Sicherheitsrisiken, andererseits führen sie zu zusätzlichen IT-Kosten. Das zeigen Erfahrungen aus unserer Praxis, wo etwa schlechte Data Governance in einer Organisation zu Fehlern in der Berichterstattung über dieselben Daten aus zwei verschiedenen Geschäftsbereichen führte. Wenn den Datenquellen nicht mehr vertraut werden kann, misstraut man auch datengestützten Entscheidungen. Ein anderer Kunde stellte fest, dass zunächst Dienstleistungen ausgegliedert wurden, die dann vergessen wurden. Es blieben ungenutzten Dienste zurück, die mehr Kosten für das Unternehmen verursachten.
Vier kritische Erfolgsfaktoren für die Power Platform
Die Einstiegshürden für die Power Platform sind niedrig, und damit steigt die Versuchung, die Tools undokumentiert und ohne Rücksprache mit der IT einzusetzen. Um einen drohenden Wildwuchs zu vermeiden, sollten Unternehmen die folgenden vier Erfolgsfaktoren beherzigen:
1) Unternehmen sollten ein Governance-Modell entwerfen und implementieren
Von Datensicherheit und Compliance bis hin zu laufender Wartung und Application Lifecycle Management muss alles geplant und dokumentiert werden. Unternehmen benötigen ein passendes Governance-Modell, damit im Umgang mit Daten ein angemessener Zugriff und effektiver Schutz sichergestellt wird. Effektive Governance sorgt auch für Konsistenz und trägt so dazu bei, die Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz von Anwendungen zu verbessern.
2) Vor dem Start die Geschäftsbedürfnisse klar definieren
Erst wenn Unternehmen den Bedarf der Fachabteilungen nach Power Platform-Services verstehen, sollten sie mit der Auswahl der nutzenbringenden Apps beginnen. Die Geschäftsbedürfnisse sollten dabei klar definiert werden, um den Wert quantifizieren zu können.
Ebenso wichtig ist eine Bewertung, ob sich die Power Platform am besten eignet, oder ob vielleicht eine andere Lösungen im Unternehmen passender wäre. Für diese Analyse hat sich ein designorientierter Ansatz bewährt, mit dem sich Anwendungsfälle priorisieren und passende Lösung für die Power Platform finden lassen.
3) Schulungen und Anleitungen für Entwickler in Fachabteilungen
Unternehmen sollten sich um Schulungen und Anleitung für ihre Entwickler in den Fachabteilungen kümmern, damit sie sofort loslegen und effektiv mit der Power Platform arbeiten können. Sie benötigen auch Leitplanken, um die Governance-Richtlinien zu befolgen.
Wir helfen unseren Kunden dabei, ihre Fachabteilungsentwickler intern zu zertifizieren. So erreichen die Unternehmen, dass alle Richtlinien bekannt sind, und die Mitarbeiter leistungsstarke Lösungen entwickeln, ohne das Unternehmen einem Risiko auszusetzen.
4) Nutzenbringenden Effekte überwachen, Plattform optimieren
Hat das Unternehmen erst einmal Geschäftsmodell und Zielsetzung der App definiert, sollte die nutzenbringenden Effekte kontinuierlich überwacht werden. Um die geschäftlichen Auswirkungen der Plattform zu optimieren, müssen Firmen die einzelnen Bestandteile verstehen, um zu wissen, welche Apps skaliert, geändert, auf eine andere Plattform verschoben oder heruntergefahren werden müssen.
Beispiel Energieunternehmen: Hunderte Power Apps im Einsatz
Ein gutes Beispiel für eine Organisation, die die Power Platform richtig implementiert hat, ist ein Energieunternehmen aus unserem Kundenkreis. Nach der Gründung eines Power Apps Center of Excellence haben sie ihr Portfolio in nur einem Jahr von einer Handvoll Pilot-Apps auf Hunderte von Power Apps erweitert und bieten so einen großen Geschäftswert.
Alle Power Apps dieses Unternehmens basieren auf einem sorgfältig strukturierten Governance-Modell und einem soliden Business Case, der es ihnen ermöglicht, umfangreiche Lösungen mit der Power Platform umzusetzen. So haben sie beispielsweise dutzende von Schattensystemen in einer einzigen Power App konsolidiert. Damit verwalten sie jetzt einen der komplexesten Workflows im Unternehmen, wobei sie ihre Designzeit halbiert haben und letztendlich Millionen von Dollar einsparen.
*Frank Naujoks ist Group Manager Digital Advisory bei der Avanade Schweiz GmbH