Blick in die Glaskugel: Das erwarten Analysten für 2020 in der IT- und Geschäftswelt – und bei Microsoft (1)
Welche Themen dominieren 2020 die IT-Welt, womit müssen wir rechnen, worauf sollten wir achten? Nach unseren Prognosen zum Schwerpunktbereich Office 365 und SharePoint wollen wir nun das große Ganze ins Auge fassen. Im ersten Teil unserer Vorschau beleuchten wird die allgemeinen Trends in der IT-Welt jenseits einzelner Anbieter, Fachgebiete und Branchen. Im kommenden zweiten Teil wird es dann um die aktuellen Entwicklungen im Markt rund um Microsoft und die auf Microsoft fokussierten Anbieter und Anwenderunternehmen gehen.
Anbieter-übergreifende und globale Trends
In den letzten Wochen haben viele IT- und Wirtschafsmedien bereits über die Top-Trends 2020 berichtet. In der Regel kommt der Input dafür von den führenden Analysten und Marktforschern wie Gartner, die sich dazu auf der Konferenz Gartner IT-Symposium/Xpo ausführlich geäußert haben. Zusammengefasst sind das die fünf dominierenden Themen in diesem Jahr:
- Hybrid-Cloud und Multi-Cloud
- Zunahme der Unternehmen mit Cloud-Native-Einsatz
- Edge und IoT Computing, VR und AI
- Datensicherheit und IT-Sicherheit
- Zunehmender Reifegrad und Akzeptanz von Cloud-Services
Ein neues Konzept, das Gartner besonders heraushob sind Smart Spaces. Es handelt sich dabei um „Intelligente Räume“, die nicht etwa eine Art virtueller Realität darstellen, sondern physische, mit Technologie ausgestattete Umgebungen. Realisiert werden Smart Spaces mit Monitoren und Sensoren, die eine Interaktion zwischen Mensch und integrierten IT-Systemen ermöglichen.
Die Gartner-Top-10 2020
Hier Gartners Top-10-Themen für 2020 mit kurzen Beschreibungen:
- Hyper-Automatisierung:
Techniken wie Machine Learning, Steuerungssoftware zur Automatisierung, Sensoren, Spracherkennung, Roboter, Drohnen und VR-Techniken arbeiten zusammen, um Prozesse und Arbeitsabläufe zu automatisieren. Das Ziel ist es, die Tätigkeiten von Menschen nachzubilden.
- Multi-Experience
Bis 2028 wird laut Gartner die User Experience eine signifikante Weiterentwicklung erleben, mit einem Fokus darauf, wie Anwender digitale Tools nutzen und mit ihnen interagieren. Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality (MR) fallen zusammen mit „Hyper-Automatisierung“. Aus dieser Kombination entsteht multisensorische und multimodale Erfahrung. „Das Modell wird sich von technologiegebildeten Menschen zu menschengebildeten Technologien verändern. Die Aufgabe, Intentionen zu übersetzen, wird vom Nutzer auf den Computer übergehen“, sagt Brian Burke, Forschungschef bei Gartner.
- Demokratisierung von Fachwissen
Der Trend zu einfacherem, barrierefreien Zugang zu Informationen und Fachwissen für alle Mitarbeiter, ohne umfangreiche und teure Schulungen oder Ausbildungen setzt sich fort. Gartner prognostiziert bis 2023 folgende Schlüsselthemen: die Demokratisierung von Wissen, die Demokratisierung von Daten und Analytik, die Demokratisierung von Entwicklung und die Demokratisierung von Design.
- Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten
Dabei geht es um die kognitive und physische Erweiterung des Menschen selbst. Zum einen als Erweiterung unserer Motorik durch das Tragen von Geräten und Wearables im oder am Körper. Kognitive Steigerung soll durch den Zugang zu Informationen über die Trends Hyper-Automatisierung, Multi-Experience und Demokratisierung von Fachwissen in Smart Spaces erreicht werden.
- Transparenz und Nachvollziehbarkeit
Schlagworte wie #FakeNews sind in aller Munde und illustrieren die wachsende Problematik von kursierenden Falschinformationen. Ein weiteres kritisches Thema ist der Umgang mit persönlichen Daten und Informationen, und nicht erst seit der DSGVO wird entsprechend nach mehr Kontrolle über unsere Daten verlangt.
Bei Anwendern und Unternehmen steigt das Bewusstsein für diese Risiken und der Bedarf nach Sicherung und Management von Daten. Auch der Gesetzgeber reagierte unter anderem mit der DSGVO und dem neuen Gesetz vom Schutz von Geschäftsgeheimnissen. Technologien in diesem Kontext sind daher ganz sicher ein Trend in der IT und beim Cloud Computing.
- The Empowered Edge
Edge Computing bezeichnet in Abgrenzung zum Cloud Computing eine dezentralere Datenverarbeitung am „Rand“ des Netzwerks, also unter anderem an den klassischen Endgeräten. Beim Edge Computing werden Anwendungen, Daten und Dienste von zentralen Knoten wie einem Cloud Service oder dem eigenen Rechenzentrum hin zu den äußeren Rändern eines Netzwerks verlagert. Ziel ist es dabei, Datenströme ressourcenschonend an Ort und Stelle (beispielsweise direkt am Endgerät oder innerhalb einer Fabrik) zu verarbeiten und trotzdem von den Vorteilen der Cloud zu profitieren.
- Dezentralisierte Cloud Services
Bislang stehen viele offene (public) Cloud Services nur als zentral angebotener Dienst zur Verfügung. Die Distanz zwischen Service-Quelle und Service-Nutzer hat dabei oft negative Auswirkungen auf die Performance der Services. Aber auch gesetzliche Anforderungen bezüglich des Speicherorts von Daten spielt hier eine Rolle. Dezentrale Konzepte ermöglichen hier Verbesserungen.
- Autonome Systeme
Hierbei ist nicht dasselbe gemeint wie Edge Computing, denn es geht um Geräte und Systeme, die auf einem Cloud Service aufbauen, aber dezentral und lokal eingesetzt werden können. Bekannte Beispiele sind Smart Home Devices, Roboter, Drohnen oder auch autonome Fahrzeuge.
- Angewandte Blockchain
Das Thema Blockchain ist schon seit einigen Jahren in den Gartner-Trends vertreten. Das Bezahlen mit Blockchain-basierten Cyberwährungen beispielsweise krankt aber noch daran, dass so ein Bezahlvorgang einige Minuten dauern kann. Für Einkäufe im Supermarkt ist so etwas also nach wie nicht geeignet. Anders sieht es bei Themen wie der Nachverfolgung von Gütern etwa in der Lebensmittelindustrie aus. Durch die manipulationssichere Dokumentation von Produktionsketten kann der Ursprung einer Verunreinigung leichter ausgemacht werden und so eine Rückrufaktion effektiv gesteuert werden.
- Sicherheit bei der künstlichen Intelligenz
Mit der Ausbreitung von KI, Machine Learning und dem Internet der Dinge entstehen auch neue Angriffspunkte. Eine kurioses Beispiel dafür ist eine Alexa-App, die massenweise automatisch Puppenhäuser bestellte. Wenn solche Mikroservices und komplex vernetzte Systeme dann auch noch autonom Entscheidungen treffen oder Prozesse und Maschinen steuern, ist es unabdingbar, dass man deren Sicherheit und Fehlerfreiheit gewährleistet.
Im kommenden zweiten Teil unseres Trendberichts wird es um die Entwicklungen im Jahr 2020 rund um Microsoft gehen.
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