Risiken und Herausforderungen bei der Einführung von Citizen Development
Stockt die Entwicklung dringend benötigter IT-Lösungen im Rahmen der Digitalisierung, liegt das heute häufig an Faktoren wie überlasteten IT-Abteilungen, einem Mangel an Entwicklern oder zu hohen Kosten. Citizen Development bietet Unternehmen eine Möglichkeit, kreative Potenziale direkt in den Fachabteilungen zu aktivieren, indem diese befähigt werden eigene Anwendungen und Automatisierungslösungen zu entwickeln.
Von Tanja Schmidt*
Der Einsatz von Low-Code- oder No-Code-Plattformen wie der Microsoft Power-Platform ermöglicht es auch Mitarbeitern ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse, maßgeschneiderte Lösungen zu erstellen und Prozesse effizienter zu gestalten. So werden Angestellte aus verschiedenen Fachabteilungen motiviert, innovative Ideen umzusetzen und Geschäftsabläufe optimal auf die spezifischen Anforderungen ihrer Organisation abzustimmen. Das Resultat: Unternehmen gewinnen an Agilität und Innovationskraft, um flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren.
Citizen Development – kurz erklärt
Citizen Development ist ein Ansatz, bei dem Geschäftsanwendern, die keine professionellen Softwareentwickler sind, mittels Low-Code- oder No-Code-Plattformen Anwendungen und Automatisierungen erstellen. Diese Mitarbeiter verfügen oft über fundierte Fachkenntnisse in ihren jeweiligen Bereichen und nutzen diese, um maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Geschäftsanforderungen zu schaffen. Zu den beliebtesten Plattformen für gezieltes Citizen Development gehört die Microsoft Power Platform.
Die Einführung von Citizen Development ist kein Selbstläufer
So vielversprechend die Aussicht auf mehr Innovationskraft und Effizienz durch Citizen Development auch ist, bringt dieser Ansatz nicht nur Chancen mit sich. Damit das Konzept „Citizen Developers“ erfolgreich umgesetzt werden kann, müssen Unternehmen zentrale Herausforderungen meistern: Unterstützung für das Programm durch das Management oder die Einhaltung von Compliance-Richtlinien durch Citizen Developers.

Gleichzeitig gilt es, eine engagierte Citizen Developers Community aufzubauen, deren Motivation nachhaltig erhalten bleibt. Nicht zuletzt kann die Lernkurve und technische Komplexität der Citizen Developer-Rolle für einige Mitarbeiter zur Hürde werden – denn Citizen Developer wird man nicht über Nacht.
• Akzeptanz und Unterstützung durch das Management
Der Erfolg von Citizen Development steht und fällt mit der Rückendeckung durch das Management. Ohne diese Unterstützung fehlen häufig die notwendigen Ressourcen, Schulungen und Freiräume, um das Programm nachhaltig zu etablieren. Wird die Rolle des Citizen Developers lediglich als Nebenprojekt abgetan, schwinden Engagement und Motivation – Frustration und eingeschränkte Erfolgsaussichten sind die Folge. Ebenso entscheidend ist der Aufbau einer lebendigen Community, die den Austausch untereinander fördert und die individuelle Weiterentwicklung der Citizen Developers unterstützt.
• Qualitätssicherung und Sicherheitsrisiken
Wenn Mitarbeiter eigene Lösungen entwickeln, besteht die Gefahr, dass Sicherheits- oder Compliance-Vorgaben unbeabsichtigt verletzt werden – besonders bei geringer technischer Erfahrung. Hier sind klare Spielregeln gefragt: Ein starkes Regelwerk aus Richtlinien und Standards, bereitgestellt durch die IT-Abteilung oder ein zentrales Projektteam, bildet das Fundament. Nur so kann sichergestellt werden, dass Innovationen innerhalb eines sicheren und regelkonformen Rahmens entstehen. Ohne diese Qualitätssicherung riskieren Unternehmen fehlerhafte oder unsichere Anwendungen, die mehr schaden als nützen. Konkrete Anweisungen sind vor allem in diesen Bereichen sinnvoll: Dokumentationspflicht, Namenskonventionen, Umgebungskonzepte (innerhalb der Power Platform), Änderungsmanagement, Test- und Freigabeprozesse sowie Datenschutz.

• Engagement und nachhaltige Motivation der Community
Eine starke Citizen Developers Community lebt von Engagement und Gemeinschaftsgefühl. Ohne regelmäßige Impulse, wie Austauschmöglichkeiten oder gezielte Maßnahmen zur Stärkung des Zusammenhalts, droht die Dynamik zu erlahmen. Das Risiko: Die Community stagniert oder löst sich im schlimmsten Fall ganz auf. Unternehmen sollten daher aktiv in die Förderung und Motivation ihrer Citizen Developers investieren, um langfristig eine lebendige und produktive Gemeinschaft zu erhalten.
• Lernkurve und technische Überforderung
Citizen Development bedeutet häufig, neue technische Fähigkeiten zu erlernen – und das kann für Mitarbeiter, die zwar eine hohe Kompetenz in ihrem Aufgabengebiet haben, aber keine umfangreichen IT-Kenntnisse besitzen, herausfordernd sein. Eine zu steile Lernkurve birgt das daher die Gefahr/das Risiko, Mitarbeiter zu überfordern und das Engagement auszubremsen. Um dies zu vermeiden, sollten gezielte Schulungen und maßgeschneiderte Unterstützungsangebote bereitgestellt werden, die sich an den unterschiedlichen Kenntnisständen orientieren. Nur so kann der Einstieg erleichtert und die Akzeptanz des Konzepts nachhaltig gefördert werden.
Fazit: Citizen Development erfordert Planung
Die Einführung von Citizen Development bietet zahlreiche Vorteile, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung und Unterstützung. Durch die Berücksichtigung der genannten Risiken und Herausforderungen können Unternehmen sicherstellen, dass ihr Citizen Developers-Programm erfolgreich ist und die aufgebaute Community einen echten Mehrwert für das Unternehmen bietet. Eine enge Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung, klare Richtlinien und kontinuierliche Schulungen sind dabei unerlässlich.
Praktische Unterstützung für häufige Herausforderungen
Um diese Herausforderungen zu meistern oder auch um herauszufinden, ob der digitale Reifegrad Ihres Unternehmens überhaupt die Nutzung der Power Platform ermöglicht, hat die Know How! AG, gezielte Unterstützungsangebote entwickelt, die Unternehmen in den entscheidenden Phasen begleiten:
• Starter Kit: Ein idealer Einstieg, um das Potenzial der Power Platform zu verstehen und die Grundlagen für ein erfolgreiches Citizen Development-Programm zu schaffen. Mit praktischen Unterlagen und Tools können Unternehmen ihre ersten Schritte gezielt planen und interne Zustimmung gewinnen.
• Information Kit: Dieses Kit unterstützt dabei, Mitarbeiter für Citizen Development zu begeistern und die Einführung der Plattform effektiv zu begleiten. Es hilft, Akzeptanz zu schaffen und die langfristige Verankerung im Unternehmen zu fördern.
• Bootcamp Kit: Für die Citizen Developers selbst bietet dieses Kit praxisnahe Schulungen, um Kompetenzen aufzubauen und die neue Rolle erfolgreich auszufüllen. Es stellt sicher, dass sie sicher und effizient mit der Plattform arbeiten können.
Mit diesen Unterstützungsangeboten können Unternehmen potenzielle Risiken von Anfang an adressieren, die Einführung strukturieren und die Grundlage für eine aktive Citizen Developers Community schaffen. So wird Citizen Development nicht nur zur Vision, sondern zur Erfolgsgeschichte. Mehr Informationen finden Sie auf der Know How! Website.

*Autor:
Tanja Schmidt ist eine erfahrene Digital Workplace Expertin mit einem klaren Ziel: Mitarbeiter fit für die digitale Zukunft zu machen. Mit ihrer Leidenschaft für Microsoft 365 und der Power Platform hebt sie Teams auf das nächste Level. Ihre Kompetenz reicht von der Beratung zur Etablierung digitaler Arbeitsweisen über die Begleitung des Change-Prozesses bis hin zur Konzeption von Qualifizierungsmaterialien und der Durchführung von Live-Trainings.
