‘Cloud first’ oder ‘Cloud only’? Beispiel Clutter–oder warum Microsoft manche Funktionen nur noch Online bringt
Wenn es um die Weiterentwicklung der Office-Plattform (SharePoint, Exchange, Lync) geht, hat Microsoft die Weichen inzwischen unmissverständlich in Richtung Cloud gestellt. Zu den Konsequenzen für die (On Premise-)Serverprodukte hat der Hersteller in den letzten Monaten einige Statements abgegeben, die da im Kern lauten: Neue Features werden zuerst für die Cloud (Office 365) entwickelt und dann in regelmäßigen Abständen als Server-Updates den Kunden zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig haben die Redmonder damit begonnen, neue Funktionen zu entwickeln, die nur für die Cloud vorgesehen sind. Das populärste Beispiel ist derzeit der auf der SharePoint Conference vorgestellte “Office Graph”, der mit Rücksicht auf die zugrundeliegende technische Komplexität wohl nur als gehostete Lösung Sinn ergibt.
Doch nach welchen Kriterien entschiedet Microsoft eigentlich aktuell und in Zukunft, welche Funktionen und Services es einzig auf Office 365 geben wird, und welche Neuerungen auch für die Server übernommen werden? Eine interessante Erörterung dazu hat Michel de Rooij gestern auf seinem Blog veröffentlicht. Sein Aufhänger war die auf der SharePoint Conference (SPC) und danach noch einmal auf der Exchange Conference (MEC) vorgestellte Outlook-Funktion “Clutter” – einem neuartigen Mechanismus zum Trennen von wichtigen und unwichtigen Mails.
Clutter – auf der MEC für Exchange angekündigt
Auf der MEC wurde Clutter den Teilnehmern als zukünftige Funktion von Exchange beziehungsweise Exchange v.Next angekündigt. Nun sorgte allerdings ein Interview mit Julia White (Top-Managerin im Office-Bereich) für Überraschung, die darin klarstellte, dass Clutter nicht in die Office Server übernommen wird. Unter MEC-Teilnehmern sorgte das nicht gerade für Begeisterung, wie dieser Twitter-Thread zeigt. White begründete die Entscheidung mit dem Hinweis, dass der zugrundeliegende Office Graph zu rechenintensiv sei, um diese Funktion in einem einzelnen Unternehmen zu realisieren.
de Rooij hinterfragt zum einen, ob das Argument angesichts ständig wachsender Rechenleistung überhaupt gültig sei, und ob es die einzig plausible Erklärung ist. Stattdessen sieht er auf Seiten Microsoft auch noch weitere Motivationen, bestimmte Neuheiten der Cloud vorzubehalten. Ein solcher Grund kann beispielsweise die schwer vorhersagbare Infrastruktursituation bei den Kunden sein, die das breite Ausrollen solcher integrierter Lösungen erschwere. Bestes Beispiel dafür sind die mit SharePoint 2013 eingeführten Website-Postfächer (Site Mailboxes). Deren Einrichtung setzt eine durchgängige 2013-Serverlinie sowie weitere Konfigurationsbesonderheiten voraus. Da dies nur in wenigen Unternehmen aktuell machbar sei, nutzten bisher auch nur wenige Anwender dieses Feature.
Als Fazit sieht de Rooij zukünftige Ungewissheiten, was die Portierung neuer Cloud-Funktionen auf die Server-Pendants betrifft, wobei er sich von Microsoft mehr Klarheit in dieser Sache wünscht.
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