(Teil-)Aus für den Internet Explorer: Kommen Probleme für SharePoint-Anwender – oder gibt's eine Hintertür?

Wie ein lästiger Geist scheint der ehemals populärste Browser seinen Schöpfer Microsoft zu verfolgen. Nach einem jahrelangen Niedergang der Nutzerzahlen und einem versuchten radikalen Neustart mit dem Windows 10-Browser Edge standen die Redmonder zwischendrin mit leeren Händen da: Mit einem völlig veralteten Internet Explorer auf der einen Seite, und einem am Markt nicht akzeptierten Edge auf der anderen. Immerhin scheint man mit dem neu entwickelten Edge auf Google Chrome-Basis langsam wieder auf respektable Nutzerzahlen zu kommen.
Der Uralt-Browser, der nicht sterben darf

Doch weiterhin ungelöst bleibt das im Microsoft-Universum altbekannte Problem mit gewissen proprietären Browser-Funktionen, die nur der Internet Explorer bereitstellen kann. Das betrifft zwar selten Endanwender, dafür aber viele Unternehmen, wo es schnell um einige Tausend oder Hunderttausend Anwender geht. Und so muss Microsoft bis heute – wenn auch etwas versteckt – den IE 11 als „Reserverad“ im Windows 10-Gepäck mitliefern.
Zwar strengte sich Microsoft immer wieder an, mit Kompatibilitätsmodi und anderen Tricks die alten Funktionen in den neueren Browsern zu emulieren – so etwa mit dem IE-Kompatibilitätsmodus in Edge. Das entscheidende Hindernis jedoch, das sich so nicht vollständig eliminieren lässt, heißt Active X. Hierbei handelt es sich um ein Browser-Erweiterungsmodell aus den späten 90er Jahren, das wie damals üblich eine nahtlose Integration von Webfunktionen in (Windows-)Desktopumgebungen ermöglichen sollte.
Knackpunkt ActiveX-Kompatibilität

Und genau diese Active X-Abhängigkeit spielt auch bei der Browser-Unterstützung von SharePoint die Schlüsselrolle. Ein Beispiel für eine SharePoint-Funktion, die das nutzt, ist „Öffnen in Office“, um aus klassischen SharePoint-Bibliotheken heraus Dokumente am Client-zu öffnen. Eine weitere ist „Mit Explorer öffnen“ (siehe Bild). Was es damit auf sich hat, beschreibt Microsoft ganz kurz auf einer Informationsseite, etwas mehr findet man in unserem letzten ausführlichen Artikel von 2017. Die darin verlinkten Support- und Infoseiten von Microsoft sind zwar teilweise veraltet, doch gibt es an anderer Stelle eine neue Seite, die unter anderem bestätigt, dass auch für SharePoint 2019 weiterhin nur der Internet Explorer 11 zu 100 Prozent alle Funktionen unterstützt.
Kleingedrucktes: „Der IE11 wird nicht verschwinden“
Was bedeutet nun die aktuelle Microsoft-Ankündigung für die vielen Kunden, die auch in den nächsten Jahren noch mit SharePoint On-Premises arbeiten werden, und die dafür möglicherweise auf den IE11 angewiesen sind? „Alles nicht so schlimm“, heißt die Entwarnung weiter unten, oder im Klartext:
„Der IE11 wird nicht verschwinden, und unsere Kunden können weiterhin alle Altanwendungen, die für den Internet Explorer erstellt wurden, betreiben. Schließlich haben unsere Kunden geschäftskritische Investitionen in solche Anwendungen getätigt, und wir legen Wert darauf, dass diese Anwendungen weiter funktionieren.“
Dazu folgt auch noch die formale Ergänzung, dass der Internet Explorer eine Windows-Komponente ist, und damit unter die Lebenzyklus-Richtlinien des Produkts fällt. Allein dadurch ist noch einige Jahre nach 2021 die volle Funktion und Sicherheit des IE11 gewährleistet.

