Zwei Schritte vor, einer zurück: Microsoft möbelt Live Skydrive halbherzig auf
Seit heute präsentiert sich Microsofts Cloud-Speicherdienst Live Skydrive gründlich überarbeitet und mit einigen neuen Funktionen. Die technische Basis ist nun HTML5, und so dürften die proprietären Silverlight-Zusätze passee sein, die bisher zwar die Usability einiger Live-Funktionen aufpeppten, jedoch die Kompatibilität mit etlichen Browsern und (mobilen) Plattformen einschränkten. Laut Microsoft-Blogpost beschleunigt das in Verbindung mit Caching-Funktionen die Ordner- und Fotoalbum-Navigation von bisher 6 bis 9 Sekunden auf 100 bis 300 Millisekunden. Jeder bisherige Skydrive-Nutzer merkt den Unterschied sofort, es gibt praktisch kaum noch Wartezeiten beim Öffnen von Ordner- und sogar Bildansichten.
Ordentlich aufgeräumt haben die Redmonder auch die bisher eher verwirrend erscheinende Oberfläche dieses Quasi-Cloud-Desktops. Auf Anhieb fällt die nun schnörkellose Integration der Office-Web-Apps auf. Das war umso wichtiger, weil Skydrive als Defacto-Oberfläche für die kostenlosen Office Web Apps dient. Sehr schön umgesetzt hat Microsoft aber auch den Foto- und Videobereich. Die integrierte Bild-und Videobetrachtung wirkt aus einem Guss, Online-Fotoalben lassen sich damit ganz einfach erstellen. Sogar Videos können nun innerhalb der Dateimanager-Oberfläche abgespielt werden, sofern sie im H.264-Format vorliegen (wie sie etwa der Live Movie Maker codiert). Ohnehin schien die enge Anbindung an die beiden Desktop-Multimediaprogramme Live Movie Maker und Windows Live Fotogalerie zu den Prioritäten der Renovierung zu zählen.
Ein nettes Gimmick in Verbindung mit dem Internet Explorer 9 ist auch die Option, Skydrive als Symbol in der Windows-7-Taskleiste anzupinnen. Dazu muss einfach nur das Symbol aus der Browser-URL-Leiste in die Taskleiste gezogen werden. Das entsprechende Kontextmenü bietet den Schnellzugriff auf alle wichtigen Grundfunktionen. Klickt man hier beispielsweise auf “neues Word-Dokument”, dann öffnet sich nicht etwas das Desktop-Word, sondern die Live-Web-App im Browser.
Dateimanagement-Zumutungen
Doch das neue Paket weist auch einige Schattenseiten auf. Konnte bereits im alten Skydrive das Datei-Handling nicht überzeugen, so wurde es in der neuen Version für die Benutzer noch einmal umständlicher. Weder lassen sich Dateien und Ordner markieren, noch steht irgendeine Drag&Drop-Funktion zur Verfügung. Auch das Löschen oder Umbenennen von Dateien und Ordnern gelingt erst, wenn man entweder das gewünschte Element öffnet, und dann den Befehl in der rechten Seitenleiste sucht. Oder man klickt in der Listenansicht auf jenes seltsame, rechts erscheinende Info-Icon, bevor man wieder in der rechten Spalte die entsprechende Kontextfunktion wählt. Der verzweifelt Suchende findet hier sogar die beiden nicht gerade unwichtigen Funktionen “Kopieren” oder “Verschieben” – aber nur, wenn er zuvor auch noch “Informationen” aufklappt. Eigentlich ist all das blamabel für einen Desktop-Anbieter wie Microsoft, aber möglicherweise strickte man angesichts wachsender Konkurrenz von Diensten wie Dropbox mit heißer Nadel.
Tatsächlich betrachtet auch der Hersteller den Dienst noch als Baustelle. Denn wie Omar Shahine im oben genannten Blogbeitrag schreibt, soll der aktuelle Schritt erst der Anfang einer Reihe von Live-Neuheiten sein. Es ist davon auszugehen, dass Microsoft in absehbarere Zeit die offensichtlichen funktionalen Leerstellen noch füllen wird.
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