Die Microsoft-Agenda 2018: Was Redmond treibt, und was das für Partner und Anwender bedeutet (Teil 1)
Microsoft vollzieht unter Satya Nadella einen tiefgreifenden Wandel. Das drückt sich inzwischen immer stärker in der Produktpolitik aus, die von einem massiven Druck Richtung Cloud geprägt ist. Auch von den Partnern und Kunden erwartet Microsoft eine Bereitschaft zu Veränderung und Neuorientierung. Geschäftsmodelle stehen auf dem Prüfstand, und IT-Betriebsmodelle in den Unternehmen werden hinterfragt oder wurden schon umgewandelt. Mit der folgenden zweiteiligen Übersicht werfen wir einen Blick auf das große Ganze der Microsoft-Agenda 2018 und stellen heiße Themen in den Fokus, die man in diesem Jahr im Auge haben sollte.
Aktuelle Neuerungen und Trends 2018
Früher gab es bei Microsoft feste Produktzyklen und jährliche Intervalle. Doch diese Zeiten sind fast schon passé, wenn man das Continuous-Delivery-Modell bei Online-Services wie Azure und Office 365 betrachtet. Auch wenn es bei den On-premises-Serversystemen offiziell noch Produktversionen gibt, so hat schon bei SharePoint 2016 das Modell der iterativen Featurepacks Einzug gehalten. Zwischen den Hauptversionen kommen ständig neue Updates und Erweiterungen, die faktisch Ableitungen von SharePoint-Online darstellen.
Als große Neuheit für 2018 steht das neue Office 2019-System inklusive der Office-Server an. Noch fehlen Detailinformationen, doch es ist davon auszugehen, dass das Thema Cloud-Integration und Hybrid-Architektur weiter vorangetrieben wird.
Mixed Reality, AI und Co.
Zu den aktuellen Hype-Themen gehört die Mixed-Reality-Brille HoloLens. In diesem Jahr soll es keine neue Version geben, aber die nächste Ausbaustufe schon für 2019 angekündigt. Auch von etlichen weiteren Zukunftsthemen wie Virtual Reality, Künstliche Intelligenz, Bots, Internet of Things, Quanten-Computer und Intelligent
Cloud war in letzter Zeit viel zu hören. Doch welche Mehrwerte hier im unternehmerischen Alltag zu erwarten sind, steht noch weitgehend offen. Über einen Mangel an Innovation muss man aber nicht klagen, denn der große Microsoft-Baukasten hält weiterhin viele „Bauklötzchen“ mit Potenzial bereit, die noch nicht zum Einsatz kamen.
Wie es mit Microsofts mobiler Strategie weitergeht, und ob tatsächlich ein Surface Phone kommt, bleibt abzuwarten. Das eigene mobile Windows jedenfalls spielt nur mehr einen Nebenrolle, während inzwischen Android und iOS strategisch bevorzugt werden und neue Apps immer gleichzeitig auf beiden Plattformen veröffentlicht werden.
Kommunikation, Kollaboration und … Teams
Viel getan hat sich bei Microsoft in den letzten Jahren rund um Kollaboration und Kommunikation, und das wird auch 2018 anhalten. Die Zahl der Services wächst, von Flow über PowerApps, Stream, ToDo, Teams bis Planer. Die technologische Klammer bilden dabei Office 365 Groups inklusive dem Connector Framework. Für Anwender in den Unternehmen eröffnen sich damit neue Möglichkeiten, die man bisher nur von externen Plattformen wie Trello, Slack, Dropbox, Zapier oder WhatsApp kannte.
Microsoft Teams, der neue Senkrechtstarter im Bereich Kollaboration und Kommunikation ist ein Middleware Service, der auf den Backendsystemen Azure AD, SharePoint und Exchange aufsetzt und zudem Teile der Infrastruktur von Skype for Business unter einer gemeinsamen UI zur Verfügung stellt. So betrachtet bietet Teams keine originär eigenen Funktionen an. In dieser Form als „Crossover-Dienst“ wird auch deutlich, dass sich Office 365 inzwischen nicht mehr klassisch in die zugrundeliegenden Serversysteme aufteilen lässt.
Auf den ersten Blick mag das wenig revolutionär erscheinen, denn Drittanbieter-Produkte oder Eigenentwicklungen haben immer schon Funktionen und Daten aus unterschiedlichen Systemen genutzt, um Geschäftsprozesse abzubilden. Doch die IT Abteilungen stehen damit vor neuen Herausforderungen. Während man bisher bereits in mittelständischen Unternehmen eine organisatorische Aufstellung entlang der Produktlinien in Exchange-Team, AD-Team, SharePoint Team beobachten konnte, ändert sich das mit der integrierten Office 365-Welt, wo die Fachbereiche deutlich enger zusammenarbeiten werden. Dazu passt das Zitat eines IT-Leiters: „Office 365 bringt mir mein ganzes Organigramm durcheinander.“
Auch bei Entwicklern und Lösungsarchitekten macht sich dieser neue Ansatz bemerkbar in Form einer gemeinsamen API für alle Online-Services.
Neuen Entwicklungen bei SharePoint
Eine der wesentlichen neuen Entwicklungen bei SharePoint sind die Modern Team Sites sowie das zugrundeliegende SharePoint-Framework. Nach wie vor gibt es auch in SharePoint Online die klassischen Team Sites, und auch die Publishing-Sites mit ihren Web-Contentmanagement-Funktionen stehen weiter zur Verfügung und sind durch den Microsoft-Support abgedeckt. Auf Dauer ist aber damit zu rechnen, dass die Modern-Team Sites die klassischen ablösen werden.
Neu hinzugekommen sind auch die Communications Sites. In diesem Zusammenhang ist damit zu rechnen, dass die gewohnten Publishing-Sites bald ausgedient haben, wenn die klassischen Team Sites und die Publishing-Features nicht mehr weiter entwickelt werden.
Teams wird SharePoint als Frontend an vielen Stellen ablösen
Der Business-Chat-Dienst Teams schließt altbekannte Lücken von SharePoint. Bisher mangelte es nämlich an einigen Ecken an Integration, Grundfunktionen wie Kalender oder Aufgaben wurden als eigenständige Funktionen mit dazugehörigen Webparts realisiert. Zum Frust vieler Anwender war der SharePoint-Kalenders nicht in den Exchange-Kalender integriert, und die SharePoint-Taskliste konnte nie mit Outlook Aufgaben kommunizieren. Und selbst die wenigen Integrationsansätze der letzten Zeit wie die SharePoint Site-Mailbox wurden wieder abgekündigt.
Microsoft Teams vereint zukünftig viele Funktionen der Office-Server-Systeme unter einer gemeinsamen GUI. Als führendes Element hat Microsoft Teams einen Chatverlauf, und damit die wesentliche Grundfunktion für Kollaboration und Kommunikation. Als weitere wichtige Funktionsbereiche kommen dazu Aufgabenverwaltung mit Planer, Dokumente in SharePoint Team-Sites, E-Mail basierte Kommunikation über eine Teams-Mailadresse, ein Kalender auf der zugrundeliegenden Office 365 Group und flexible Optionen zur Erweiterung, basierend auf dem Connector Framework. SharePoint spielt hier nur noch die Rolle eines beteiligten Systems, aber nicht mehr die führende.
Renaissance der E-Mail
Seit Jahren wird die E-Mail als antiquiertes Kommunikationsmittel kritisiert, sie gilt als unübersichtlich, unflexibel und technisch überholt. Trotzdem ist sie nicht tot zu kriegen. Man hat schlichtweg versäumt zu analysieren, warum sie so beliebt ist und wie Innovationen in diesem Bereich aussehen müssten, die von Anwendern angenommen zu werden.
Dabei lautet die banale Erkenntnis: E-Mail funktioniert eben einfach, selbst das älteste Handy kann damit umgehen. Weder ist man an einen bestimmten Hersteller noch an ein bestimmtes Betriebssystem gebunden, oder von einer App abhängig, E-Mail können alle.
Microsoft verfolgt hier einen pragmatischen Weg, indem Team-Channels E-Mail unterstützen, in Yammer auf Beiträge mit einer E-Mail geantwortet werden kann, und nicht zuletzt Groups auf E-Mail-Adressen basieren. Die Flexibilität geht sogar so weit, dass Teams generell Beiträge per Mail ermöglicht. So können auch Nutzer, die ein Handy ohne Teams-App einsetzten (wie etwa Blackberry), ihre Beiträge einfach per Mail senden können.
In die gleiche Richtung zielt auch der Ansatz der „Universal Toolkit for Teamwork“ Idee von Microsoft. Jeder Mitarbeiter im Team soll die Lösung und den Arbeitsprozess nutzten, der für ihn hier und heute am besten geeignet ist. Ist man viel unterwegs und ist das Handy das bevorzugteste Arbeitsmittel, dann nutzt man es auch so. Ist für die Kollegen der feste Büroarbeitsplatz sein gewohntes Arbeitsumfeld und sitzen sie in der Regel vor ihrem PC? Dann sollen sie das tun. In der gemeinsamen Office 365 Group mit einer Group-E-Mail-Adresse, den Apps für den PC und den Lösungen für Handys und Tablets hat jeder völlige Wahlfreiheit, und trotzdem sind am Ende alle Informationen unter einem gemeinsamen Dach vereint.
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